Han ich Angst? Ja. Will ich mich mit dem Gfühl verbinde? Ja.
Ein paar Gedanken
Ich habe mich diese Woche zum ersten Mal richtig mit den Jugoslawien-Kriegen der 1990er Jahre befasst.
Es ist schrecklich. Krieg kann jeden treffen. Krieg traumatisiert. Als traumatisierter Mensch kann man wiederum schreckliche Dinge tun.
Ich selbst habe als traumatisierter Mensch schreckliche Dinge gemacht. Ich hatte keine Empathie.
Was kann ich in der Zukunft machen, damit dieser Ort, unsere Welt, ein, ein klein bisschen, besserer Ort wird?
Ich kann jeden Tag wieder aufstehen und mich durch den Tag kämpfen. Einfach jeden Tag noch einen Tag leben. Mit all den Krisen und all den schlechten Gefühlen. Jeden Tag einen Tag mehr. Ich will mir meinen Gefühlen bewusst sein und so stark sein sie aushalten zu können. Darüber reden, aber mich nicht von ihnen leiten zu lassen. Dadurch, dass ich über sie rede, gebe ich ihnen den Platz, den sie benötigen. That’s it.
Hoffnung
Habe im Robin Rehmann Interview1 vom 22.04.2024, ‚Ich habe eine Autismus-Spektrum-Störung‘, gelernt, dass die Autismus-Spektrums-Störung eine Entwicklungsverzögerung ist. Ergo, und das ist jetzt meine Interpretation von dieser Aussage, kann man es auswachsen. Auf meinen Fall bezogen schliesse ich daraus, dass ich nicht der Rest meines Lebens 90% der Zeit Angst haben muss, weil sich die Traumatisierung auswächst.
- zu finden unter https://srf.ch/rehmann ↩︎
Entschuldigung
Dass ich damals (2011-2014) insgesamt fünf Mal zu Prostituierten ging, tut mir Leid. Prostituition ist meiner Meinung nach ein Beruf, welcher gegen die Menschenwürde ist. Falls ich eine Tochter hätte, würde ich mir einen anderen Beruf für sie wünschen.
Fünfter und letzter Streich
Zwei Jahre später in Pattaya, Thailand. Ich suchte eine Bar in der ich ein bestimmtes Fussballspiel schauen konnte. Alles war draussen und es war ein angenehm warmer Abend. Ich fand eine passende Bar, trank ein Bier und schaute das Spiel. Irgendwie war es so, dass man so wie an einer Bar stand. Neben mir stand eine Frau. Sie war nett und wir redeten ein bisschen. Sie war älter als ich. Ich mochte sie. Am Ende des Abends fragte sie mich, ob sie zu mir in mein Hotel kommen dürfe. Ich überlegte kurz. Warum nicht. Ich fand sie wirklich nett, lieb… toll. Es war schön mit ihr. Es war eine gute Erfahrung.
Han ich Angst?
Ja.
Bereue ich es?
Nein.
Warum nicht?
Weil ich hoffe, dass es auch für sie eine gute bzw. schöne Erfahrung war. Es fühlte sich nicht falsch an, so wie beim dritten Streich gegen Ende des Aktes.
Empfinde ich Trauer?
Ja.
Hatte ich Sex mit ihr?
Ja.
Habe ich sie dafür bezahlt?
Ja.
Vierter Streich
Ich war in China. Nach einem ganzen Tag Sehenswürdigkeiten anschauen, war ich durstig oder hungrig. Ich glaube durstig. Also ging ich in einen kleinen Shop in der Nähe meines Hotels. Es war ein kleiner Laden mit Getränken, Chips und solchen Sachen. Neben der Verkaufstheke war ein Sofa. Darauf lag eine Frau. Sie schlief. Sie hatte einen grossen Ausschnitt. Ich nahm ein Getränk (Cola?) und wollte bezahlen. Die ältere Frau an der Theke zeigte auf die schlafende Frau. Sie gestikulierte. Ich verstand, dass die Verkäuferin ihre Zuhälterin war. Wir verhandelten den Preis. Danach wurde die Frau geweckt und ich durfte hinter die Ladentheke kommen. Ich wurde in eine Halle geführt. Es war eklig. Es war eine kleine Fabrikhalle oder so und es war nur Beton und so. Irgendwie gab es so etwas wie Vorhänge. Diese Vorhänge ermöglichten ein Mindestmass an Privatsphäre. Naja.
Muss ich den Rest auch noch erzählen?
Es war nicht so schön, weil ich mich beobachtet fühlte, aber ich hatte den Akt durchgezogen.
Draussen trank ich mein Getränk (Cola?) und ging zurück ins Hotel.
Bin ich ein Arschloch?
Nein.
Viele Fragen
Zurken hat mich gefragt, ob ich beim nächsten Mal wieder mit ihm nach Pattaya, Thailand mitkommen wolle. Wegen den süssen Girls.
Das hat bei mir wieder einige grundsätzliche Fragen aufgeworfen, welche ich aber nicht direkt beantworten möchte.
Stattdessen möchte ich mich weiterhin meiner eigenen Vergangenheit stellen, um festzustellen, was mein damaliges Verhalten jetzt bei mir auslöst:
Han ich Angst? Ja.
Irgendwann war ich alleine in Kasachstan. In Europa war eine grosses Fussballturnier im Gange. Und so ging ich mitten in der Nacht in die Lobby, der extrem preiswerten Unterkunft, um dort fernzusehen. Dort war eine Frau, liegend, halb schlafend, auf dem Sofa. Ich begann fernzusehen. Irgendwann machte sie mir verständlich, dass ich für Geld mit ihr Sex haben könne. Ich war dem nicht abgeneigt und schliesslich fand das Tauschgeschäft in meinem Hotelzimmer statt.
Empfinde ich Trauer?
Ja.
Narzissmus ist wie eine Sucht
Sobald man aufhört daran zu glauben, dass man den Körper kontrolliert/kontrollieren soll, kommen die Entzugserscheinungen in Form von Angst.
Warum werden Menschen wie Donald Trump so verehrt?
Ich denke, dass viele vor ihnen Angst haben.
Han ich Angst? Ja.
Ich möchte zuerst über die Traumatisierten sprechen.
Diese jene, die nicht über ihre Gefühle sprechen können oder wollen.
Donald Trump gibt ihnen wie eine Rechtfertigung nicht über ihre Gefühle zu sprechen, weil er ein wahrhaft furchteinflössender Mensch ist, vor dem ich mich nicht getrauen würde meine Gefühle zu zeigen.
Han ich Angst?
Ja.